Die Gemeinde will die bestmögliche Betreuungsform für die Schulkinder sicherstellen, stößt dabei aber an finanzielle Grenzen. Alternative Betreuungsformen werden überlegt.
Im Ausschuss für Bildung, Kultur und Sport sowie im Gemeinderat wurde bereits auf Anregung von uns in Hinblick auf anstehende Änderungen in der Schule (z.B. Mittagessen, Nachmittagsbetreuung) die Möglichkeit der Einführung einer Ganztagsschule (GTS) für Zwettl besprochen. Nun wurde angeregt, anstelle von Hort und Nachmittagsbetreuung das Modell einer Ganztagsschule zu prüfen, da es dafür spezielle Fördermittel gibt.
Das Thema Ganztagsschule weckt bei vielen Eltern verständlicherweise Befürchtungen. Zu der von der Gemeinde geplanten Informationsveranstaltung am 9. Februar möchten wir hier vorab einen Überblick über das Modell GTS geben. GRUNDSÄTZLICH IST ZU SAGEN: GANZTAGSSCHULE IST NICHT GLEICH GANZTAGSSCHULE!
Wir müssen zwischen zwei Formen der GTS unterscheiden: der verschränkten und der getrennten Form. In der verschränkten Form kommt es, über den ganzen Tag verteilt, zu einer flexiblen Abfolge von Unterrichts- und Freizeitstunden, an denen alle SchülerInnen einer Klasse teilnehmen müssen. Hier müssten die SchülerInnen die ganze Woche außer freitags bis 16 Uhr in der Schule bleiben.
Im Gegensatz dazu sieht die getrennte GTS eine Zweiteilung zwischen Unterrichtsteil (Vormittag) und Betreuungsteil (Nachmittag) vor. Die Nachmittagsbetreuung kann wahlweise an einzelnen Tagen von den Eltern in Anspruch genommen werden, muss dies aber nicht. Nachmittags gibt es Lernzeiten, die von ausgebildeten PädagogInnen (z.B. LehrerInnen der Schule) durchgeführt werden, und Freizeit, die von zusätzlich angestellten FreizeitbetreuerInnen abgehalten wird. Die Gruppen können klassenübergreifend zusammengefasst werden, wie im Hort. Da bei uns noch viele Eltern ihre Kinder zu Hause betreuen möchten und können, käme für Zwettl derzeit vermutlich nur die getrennte und nicht die verschränkte Form der Ganztagsschule in Frage.
EINIGE VORTEILE UND NACHTEILE EINER GETRENNTEN GANZTAGSSCHULE IM VERGLEICH ZU DEN JETZT ANGEBOTENEN BETREUUNGSFORMEN:
- Pädagogisch: Grundsätzlich ist zu sagen, dass ein Wechsel zwischen Freizeit und Lernzeiten viel mehr dem kindlichen Naturell, dem Wohlbefinden und der Leistungsfähigkeit entspricht. So belegen Studien, dass durch die GTS die Lernerfolge steigen und die Kosten für Nachhilfe sinken. SchülerInnen können gezielter gefördert werden, da im Unterricht verfolgte Lernziele in den Lernstunden am Nachmittag vertieft werden können.
- Familienorganisation und Flexibilität: In Ganztagsschule und Hort gibt es professionelle Betreuung bei Hausübung und Lernzeiten. Das erspart den Kindern großteils das Lernen zuhause. Die derzeitige Nachmittagsbetreuung bietet diese Unterstützung nur bedingt.
Ein Nachteil der getrennten Ganztagsschule besteht darin, dass die von den Eltern frei gewählten Betreuungsnachmittage, z.B. jeweils dienstags und donnerstags, verbindlich für ein Semester immer bis 16:00 Uhr (freitags bis 14 Uhr) eingehalten werden müssen. Im Hort und in der bestehenden Nachmittagsbetreuung werden die Abholzeiten flexibler gehandhabt – auch wenn dies wegen zu geringer Betreuungszahlen nicht gewünscht ist.
Weiters hat der Hort auch an schulfreien Tagen, wie Zwickeltagen, Schulautonomie-Tagen sowie in den ersten Wochen der Sommerferien offen, im Gegensatz zu Nachmittagsbetreuung und Ganztagsschule, wobei diese Tage von der Gemeinde zusätzlich angeboten werden können. - Finanziell: Derzeit werden Hort und Nachmittagsbetreuung von der Gemeinde mittels Sonderförderung vom Land abgedeckt. Für eine GTS und die dafür benötigten Umbauten würde es vor allem Förderungen des Bundes geben. Damit bestünde wahrscheinlich auch die Chance, die Zwettler Schul- und Kindergartenkinder mittels einer eigenen Schulküche gesund und ausgewogen verpflegen zu können. Weiters könnten alle Betreuungsgruppen kostengünstiger in der Schule zusammengefasst werden, statt wie jetzt bei Hort und Nachmittagsbetreuung an zwei verschiedenen Standorten. Ob sich der finanzielle Spielrahmen durch eine Ganztagsschule für die Gemeinde tatsächlich verbessern würde, muss erst von der Gemeinde errechnet werden.
DIE ENTSCHEIDUNG, OB FÜR ZWETTL EINE GANZTAGSSCHULE ÜBERHAUPT IN FRAGE KOMMT, LIEGT LETZTENDLICH BEI DEN ELTERN. Für eine Betreuungsgruppe braucht es mindestens 15 Kinder. Eine Erhebung dazu soll um Ostern herum stattfinden. Wir Grüne plädieren dafür, sich die pädagogischen und auch finanziellen Möglichkeiten der GTS ohne ideologische Scheuklappen anzusehen und offen die Für und Wider zu diskutieren. Unsere Volksschule soll auch in Zukunft zu den besten im Lande gehören.
Weblinks:
- Grundlagen ganztägige Schulformen/Landesschulrat OÖ
- Ausbau Ganztagsschulen/Bundesministerium für Bildung
- Förderungen Nachmittagsbetreuung/Land OÖ
- Schulische Nachmittagsbetreuung/Arbeiterkammer