Verkehrsentlastung bleibt ein Wunschtraum

Es ist verdächtig ruhig rund um die Zwettler Umfahrung. Doch beim Land ist man aktiv. Einige Trassenvarianten wurden in der Zwischenzeit vom Land nach einer Prüfung ausgeschieden, darunter auch eine Umfahrung im Nordwesten des Marktes. Gegen ein Teilstück dieser Umfahrung durch das Rodltal zur Abzweigung Oberneukirchner Straße/Innernschlag hat sich der Gemeinderat einstimmig ausgesprochen. Das Land plant aber trotzdem diese Umfahrung Richtung Oberneukirchen weiter. Noch im März soll es dazueine offizielle Stellungnahme des Landes geben.

Entscheidung im Herbst

Für die eigentliche Umfahrung Richtung Bad Leonfelden arbeitet das Land bis Herbst 2016 ein genaues Projekt mit einigen Varianten im Einmündungsbereich der Linzerstraße aus. Die schon seit 1965 geplante Umfahrungs-Trasse ab der Rodlbrücke entlang der Rodl wird zwar noch weiter erwogen, von den Landesexperten jedoch skeptisch beurteilt. Sie sehen eine zu geringe Verkehrsreduktion im Ortsbereich entlang der Linzer Straße und naturschutzrechtliche Probleme entlang der Rodl.

Wie es derzeit aussieht, bringt die Verlagerung des Verkehrs in ein anderes Gebiet durch eine Umfahrung keine Lösung, sondern nur eine Verschiebung des Problems für Zwettl. Alle vom Land präferierten Varianten bringen bei rund 10.000 Fahrzeugen pro Tag jeweils eine maximale Verkehrsverlagerung von 45 Prozent – allerdings auch nur dann, wenn es gelingt, den Verkehr von Sonnberger und Genger Straße möglichst zur Gänze in die Umfahrung einzubinden, was unrealistisch ist. Die Umfahrung Richtung Oberneukirchen soll als verkehrserhöhender „Zubringer“ zur Umfahrung B126 dienen. Übrigens wird erst bei einer Verkehrsabnahme um 50 Prozent eine Linderung des Verkehrsproblems subjektiv wahrgenommen. In Deutschland baut man deswegen kaum noch Umfahrungsstraßen, die weniger als 50 Prozent Verkehrsentlastung im Ortszentrum erzielen.

Auswirkungen noch völlig ungeprüft

Noch völlig ungeprüft sind Lärm- und Luftemissionen. Zwar kennt man jetzt die Anzahl der durchfahrenden Autos in Zwettl – welche Auswirkungen die präsentierten Varianten auf die in Zwettl lebenden Menschen hätten, wurde jedoch noch gar nicht untersucht. Dies sollte allerdings Grundvoraussetzung für eine Entscheidung sein. Mögliche Einhausungen bei der Umfahrung sind derzeit nicht vorgesehen. Sie werden nur gebaut, wenn die gesetzlichen Grenzwerte hinsichtlich Lärm und Luft sonst nicht eingehalten werden können. Dabei treffen die Argumente aus der schriftlichen Stellungnahme des Gemeinderates gegen eine Umfahrung Richtung Oberneukirchen auch auf die eigentliche B126-Umfahrungs-Trasse zu: „Zu den Lärmschutzmaßnahmen und gesetzlichen Grenzwerten (Lärm, Luft …) ganz allgemein wird angemerkt, dass diese immer wichtiger werden und dass man eventuell zukünftige Senkungen bei den Planungsmaßnahmen berücksichtigen sollte.“

Wenn das Land als Argument für eine Ortsumfahrung die „Auflösung der letzten Ortsdurchfahrt der B126“ anführt, klingt das seltsam. Schließlich gibt es an der B126 nur Bad Leonfelden und Zwettl. Eindeutiger ist da schon eine andere Aussage des Landes: Es geht vorrangig nicht um Zwettl, sondern darum, weiterhin Transitverkehr und Individualverkehr auf der B126 steigern zu können. Für alternative, günstigere Lösungen im Ortsbereich, die einerseits die Verkehrsflüssigkeit im Ort heben und die Durchfahrtsgeschwindigkeit verringern, fühlt sich das Land nicht zuständig. Diese Lösungen werden nur als eventuelle Ergänzung zu einer Umfahrung gesehen. Natürlich könnte eine Umfahrung mit höherer Geschwindigkeit befahren werden, doch führt das Land in seinem Zwischenbericht selbst an: Die Zeitersparnis durch die Umfahrung wird insgesamt gesehen voraussichtlich gering sein.“

Der Straßenverkehr trägt am stärksten zum Klimawandel bei – doch das Land OÖ weist selbst in einer Studie darauf hin, dass der öffentliche Verkehr in Zwettl in Relation zum Gesamtverkehr zwischen 2004 und 2014 von 19 auf 13 Prozent zurückgegangen ist. Darum wäre es höchste Zeit, massiv den Ausbau des öffentlichen Verkehrs zu forcieren, statt noch mehr Ressourcen für den Individualverkehr zu opfern! Nur so können die vom Land ausgegebenen Klimaziele 2030 beim Straßenverkehr erreicht werden.